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Selbsthilfegruppe in Moers

Ein Ort für SchmetterlingselternN

15. Mai 2022 um 17:00 Uhr | Lesedauer: 4 Minuten


Anke Prumbaum und Nina Keller gaben der Selbsthilfegruppe zum Neustart nach der Pandemie einen neuen Namen: Schmetterlingskinder. Foto: Norbert Prümene

Moers. Seit mehr als 30 Jahren gibt es am Krankenhaus Bethanien eine Selbsthilfegruppe für Eltern, die ihr Kind vor, während oder nach der Geburt verloren haben. Warum das Angebot so wichtig ist.ue

Von Julia Hagenacker
Verantwortliche Redakteurin Redaktion Moers


Nina Kellers Sohn kam in der 38. Schwangerschaftswoche zur Welt. Er lebte nur einen Tag.

Sie haben sich auf ihr Baby gefreut. In einem Moment ist da noch unendliches Glück, im nächsten Moment der tiefste Schmerz. Wie verkraften Eltern das? Für Nina Keller fühlte es sich damals, vor sieben Jahren, an, als sei sie in einem dunklen Tunnel gefangen.r Te

INFO

Neuer Name, neue Räumex

Wer Die Selbsthilfegruppe Schmetterlingskinder (ehemals „Leere Wiege“) ist eine offene Gruppe für Mütter und Väter, die ihr Kind vor, während oder nach der Geburt verloren haben. Auch Großeltern oder Geschwister sind willkommen.t


Wo und wann Die Gruppe trifft sich nach einer längeren (Corona-)Pause ab sofort wieder jeden dritten Mittwoch im Monat von 18 bis 19.30 Uhr in den Räumen der Krebsberatungsstelle Niederrhein, Eurotech-Ring 40, in Moers-Utfort (1. Etage). Der erste Termin nach der Corona-Pause ist am kommenden Mittwoch, 18. Mai.


Von jetzt auf gleich haben wir gesagt bekommen, dass unser Sohn womöglich nicht überleben wird“, erinnert sich die heute 38-Jährige. „Ich hatte vorher schon gedacht, dass irgendetwas nicht stimmt, aber nie, dass wir ein todkrankes Kind zur Welt bringen.“


Das Baby wird an diesem Tag im Januar 2015 per Kaiserschnitt geboren. „Er hat geschrien und ausgesehen, wie gesundes Kind“, erzählt Nina Keller. Aber die Nieren arbeiten nicht. Gemeinsam und ohne Worte treffen die Eltern damals die Entscheidung, ihr Baby von Schläuchen und lebenserhaltenden Geräten zu befreien. Der Säugling stirbt in den Armen seiner Mutter. Anke Prumbaum ist es, die Nina Keller und ihrer Familie damals durch die schwere Zeit hindurch hilft.


„Der Tod eines Babys ist ein Tod, den die Gesellschaft häufig nicht begreift“, sagt die Pfarrerin und Krankenhausseelsorgerin. „Viele Menschen können damit nicht umgehen, was die Situation für Mütter noch viel schwerer macht – weil es keinen Raum gibt, in dem sie über ihren Verlust sprechen können. Sie sehen überall Kinder und glückliche Familien und werden innerlich fast verrückt.“


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Seit mehr als 30 Jahren gibt es am Krankenhaus Bethanien deshalb eine Selbsthilfegruppe für Eltern, die ihr Kind vor, während oder nach der Geburt verloren haben: Frühchen, die den Weg in die Welt nicht erleben durften; Kinder, die kurz nach der Geburt wieder gehen mussten. So wie der Sohn von Nina Keller. Mittlerweile gibt die gelernte Krankenschwester in der Gruppe ihre Erfahrungen an andere Eltern weiter. „Ich weiß ja, wie das ist, wenn die Welt gefühlt zusammenbricht“, sagt sie. „Und beim Verarbeiten hat jeder sein eigenes Tempo.“


Nina Keller hat es geholfen, Rituale in den Alltag einzubauen: An Weihnachten schneidet ihre Familie zum Beispiel immer einen Ast aus dem Tannenbaum. Den schmückt dann ihr inzwischen fünf Jahre alter zweiter Sohn und legt ihn aufs Grab seines Bruders – als Zeichen dafür, dass der Baum nie ganz vollständig sein wird.


„Jeder erlebt den Verlust auf eigene Weise“, erklärt Anke Prumbaum. „Es gibt Menschen, die suchen den Austausch direkt, nachdem sie ein Baby verloren haben, andere brauchen ein, zwei Jahre, bis sie darüber sprechen wollen und können. Die Bindung der Eltern an ein Kind besteht in jedem Fall von Anfang an. Deshalb beerdige ich alle Kinder, auch wenn sie vielleicht nur acht Wochen alt geworden sind. Auch diese Eltern trauern, auch sie sind eingeladen, in die Selbsthilfegruppe zu kommen.“


Früher, oder eigentlich: Bis vor Corona, hieß die Selbsthilfegruppe noch „Leere Wiege“. „Der Name war bekannt, er hatte sich irgendwie eingebürgert“, sagt Prumbaum. Während der pandemiebedingten Zwangspause fiel trotzdem der Entschluss, den Neustart nicht nur an einem neuen Ort, sondern auch unter einem neuem, weniger negativ besetzten Namen zu begehen.


„Schmetterlingskinder“ heißt die Selbsthilfegruppe jetzt. Den Namen haben Anke Prumbaum und Nina Keller auch deshalb gewählt, weil Eltern, die ihr Baby im Kreißsaal verlieren, im Bethanien eine „Schmetterlingskarte“ bekommen. Auf diese Karte werden der Name und die Größe des Kindes gedruckt, manchmal auch ein winziger Hand- und Fußabdruck – oder ein Foto.


„Auch von meinem Sohn gibt es Bilder“, sagt Nina Keller. „Auf einem hat er rosig Wangen und sieht ganz friedlich aus. Der Schmetterling fliegt weg und es geht ihm gut – das ist das Bild, das ich heute vor Augen habe. Es hat mir geholfen, weiterzumachen.“


Den Grabstein ihres Kindes ziert ein kleiner Falter.


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